Lilly Training

Hunde die bellen, beißen nicht!

Wie reagierst Du, wenn Dein Hund beginnt zu knurren, die Backen aufbläst oder sogar die Zähne fletscht?

Ich für meinen Teil habe lange Zeit mit einem strengen „Lilly stopp“ oder „Nein“ reagiert, um ihr Verhalten zu unterbinden. Lilly bellt im Garten über den Zaun, wenn dort ein Traktor fährt, ein Vogel sehr nah auf dem Baum sitzt, ein anderer Hund vorbei läuft oder eine Katze provozierend vorbei stolziert. Sie knurrt Passanten an, die im Büro an unserer Glastür vorbeilaufen und auch dann, wenn ein anderer Hund zu nah an ihr Futter oder Spielzeug kommt. Dass sie dabei auch die Zähne fletscht kommt ebenfalls vor.

Vor einiger Zeit, sprach ich dann mal mit meiner Hundetrainerin Ines von PARA-dogs über das Bellen im Garten, und mein Verhalten hat sich danach komplett verändert. Vergangenes Wochenende, bei einem Giftköder-Seminar (darüber folgt noch ein separater Artikel) erwähnte sie erneut, dass es völlig in Ordnung ist, wenn ein Hund knurrt. Es ist nicht nur in Ordnung, es ist sogar ein sehr löbliches Verhalten.

Knurren, Zähne fletschen und auch Bellen gehört zu der Art von Kommunikation des Hundes, mit der er sein Gegenüber warnt und gewaltlos kommuniziert, dass ihm hier gerade etwas nicht passt. Er verhält sich damit also ganz und gar nicht aggressiv, sondern warnt und beißt nicht.

Wenn wir den Hund immer abmahnen, sobald er knurrt oder bellt, lernt er, dass er das nicht darf und im Extremfall wird er irgendwann direkt auf Angriff gehen und die Warnung auslassen.

Beim Bellen im Garten verhält es sich ähnlich. Nehmen wir mal die Situation, dass Lilly am Gartenzaun steht und bellt. Wenn ich nun von hinten schimpfe, damit sie aufhört, kann das für den Hund schnell bestätigend wirken. Der Hund hat etwas entdeckt, das ihm nicht geheuer ist und bellt. Ein völlig normales Verhalten. Der Hund macht damit im Grunde einfach nur seinen Job. Bei manchen Rassen ist das ausgeprägter als bei anderen. Wenn ich nun von hinten auch noch schreie und schimpfe, versteht der Hund möglicherweise, dass ich das auch unheimlich finde was da passiert, und fühlt sich bestätig. „Frauchen schimpft mit, wir sind einer Meinung, was ich da anbelle ist super gefährlich!“


Was wäre also die richtige Reaktion?

Ines erzählte mir, dass sie sich bei ihren Hunden bedankt, wenn sie bellen. Dafür, dass sie ihren Job machen. Wenn Lilly nun also am Zaun steht und bellt, rufe ich sehr freundlich „Danke Lilly“ und signalisiere ihr, dass ich das, was sie anbellt gesehen und wahrgenommen habe. Sehr oft reicht ihr das und sie hört auf zu bellen. Manchmal braucht sie mehr Bestätigung von mir, dann gehe ich zu ihr an den Zaun, schaue mir „die Gefahr“ genau an und sage „alles ok“, bevor ich sie auffordere, sich mit mir vom Zaun abzuwenden. Das klappt erstaunlich gut! Nicht in allen Fällen, bei einer provozierenden Katze oder einem fauchenden Heißluftballon am Himmel, bekomme ich Lilly nur mit Ablenkung beruhigt. Ein Spielzeug, eine Hand Leckerli im Gras verteilen oder ich locke sie mit freudiger Stimme, die erwarten lässt das innen was wirklich super tolles passiert, zurück ins Haus.

Zusätzlich habe ich begonnen, Lilly zu vermitteln, dass es gar nicht ihr, sondern mein Job ist aufzupassen. Im Büro konnten wir das sehr gut umsetzen, da wir dort erst vor einem Jahr eingezogen sind und einen frischen Start hinlegen konnten. Von Tag eins war es die Regel, dass Lilly nicht im Eingangsbereich liegt und wacht. Das führt neben weniger „Knurren“ bei vorbeilaufenden Passanten, da ihr diese nicht zu nahekommen, und auch dazu, dass sich Lilly im Büro sehr gut entspannen kann. Denn hier hat sie absolut keinen Job zu erledigen.

Auf das „Knurren“ selbst, reagiere ich auch hier wieder mit einem freundlichen „Danke“ und hole sie aktiv aus der vermeintlichen „Gefahrenzone“. Meistens liegt Lilly im Büro in ihrer Box oder auf unseren Füßen unter unserem Schreibtisch, sowie eng neben meinem Schreibtischstuhl. Das Kontaktliegen gibt ihr noch mehr Sicherheit und damit mehr Raum für Entspannung.

Im Garten habe ich begonnen selbst eine „Check-Runde“ zu laufen, bevor ich Lilly rauslasse. Ich öffne also die Tür, lass sie sitzen und sag ihr, dass sie warten soll. „Sitz“ und „Bleib“. Dann laufe ich eine Runde durch den Garten und prüfe ob alles in Ordnung ist. Ich geh dann zurück zu Lilly und gebe ihr mit „Ok“ und einer Handbewegung Richtung Garten das Zeichen dafür, dass alles in Ordnung ist und sie nun in den Garten darf. Statt einer eigenen Check-Runde und einem pauschalen Bellen „Ich bin jetzt da und pass auf, verzieh Dich!“ in alle Richtungen, läuft Lilly dann einfach in die Mitte vom Garten und beginnt sich genüsslich zu wälzen oder sucht sich ein gemütliches Plätzchen um sich auszuruhen. Kleine Geste, große Wirkung.

Wir sind noch nicht soweit, dass Lilly ihren Wachposten komplett an mich übertragen hätte, aber immerhin teilen wir uns den Job mittlerweile. Ein Fortschritt!

 

Hundebegegnungen gehen wir seit einiger Zeit sehr gezielt aus dem Weg, die Gründe dafür hatte hier im Blog schon mal im Detail erläutert, aber wenn es doch mal dazu kommt, dass Lilly einem fremden Hund zu nahe kommt und sie mir das mit aufgeblasenen und knurrenden Backen zur verstehen gibt, nehme ich sie Ernst und hole sie aus der Situation heraus, indem wir uns gemeinsam von dem anderen Hund entfernen. Warum Lilly keine Lust auf andere Hunde in Ihrer Nähe hat, weiß ich nicht, aber bis dahin, nehme ich knurren und bellen ernst, damit sie nicht beißen muss. Denn bellende Hund warnen erstmal nur und beißen nicht. Das sollte gelobt und nicht bestraft werden!

 


 

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