dies & das

Quality Time – Anwesenheit ist keine Aufmerksamkeit

Ein kleines Geständnis – aus dem Herzen gesprochen.

Lilly ist fast 24 Stunden um mich herum, ich lasse sie nur sehr wenig alleine. Für alles über 4 Stunden organisiere ich jemanden zum Aufpassen. Trotzdem hat sie nicht immer 24 Stunden am Tag wirklich meine Aufmerksamkeit. Das ist sicher auch ok so, aber ich erwische mich immer mal wieder dabei, dass ich ihr zu wenig Aufmerksamkeit schenke. Manchmal läuft der Hund im Alltag halt einfach nur so mit.

Ich gehe jeden Tag zwei Mal mit ihr eine große Runde und sie liegt tagsüber neben mir, wenn ich arbeite oder bewacht und beschnuppert den Garten, aber Anwesenheit ist nicht gleich auch Aufmerksamkeit, das muss ich mir immer mal wieder eingestehen und dann wieder mehr Quality Time mit ihr einplanen.

Es geht so schnell, dass mein Tag voll, der Zeitdruck hoch, meine Gedanken ganz woanders sind und Lilly dann mehr Anwesenheit als Aufmerksamkeit bekommt.

Grundsätzlich bekommt Lilly sicher eher zu viel als zu wenig Aufmerksamkeit von mir, aber gerade darum, da unsere Aufmerksamkeit und Quality Time Level sehr hoch ist, drückt mich schnell das schlechte Gewiss

Das war z. B. letzte Woche so. Nicht ohne Grund, ich hatte Geburtstag, musste den Familienbesuch vorbereiten, und als das Haus voll und ich beschäftigt war alle zu versorgen und zu unterhalten, gab es für Lilly eine gefüllten BecoBall damit sie beschäftigt ist. Das ist ein bisschen wie ein Kind vor den TV zu setzen, damit es nicht „stört“. Zumindest fühle ich mich dabei so. Übertreibe ich es? Ich weiß es nicht, aber für mich hat es sich nicht gut angefühlt. Vielleicht nimmt das Lilly gar nicht so war und ich bin es, die auf Kuschel-Entzug ist.

Auf jeden Fall hab ich seit Montag wieder mehr Aufmerksamkeit und Quality Time in unseren Alltag eingebaut. Beim Spazieren gehen war ich nicht am Telefon oder in Gedanken woanders. Ich hab mir neue Trainings-Übungen einfallen lassen, einen Ball mitgenommen, das Telefon ignoriert und ihr zweimal am Tag meine volle Aufmerksamkeit geschenkt. Zusätzlich hab ich auch tagsüber ein paar Minuten für neues Trick-Training zu Hause eingebaut und bin häufiger auf ihren Wunsch zu spielen eingegangen, wenn sie mit dem Ball vor mir stand

Lilly hat das sichtlich genossen und ich muss zugeben, sie schenkt mir wieder mehr Aufmerksamkeit z. B. beim Rückruf auf dem Feld. Ich bin wieder spannender für sie und sie ist ganz aufgeregt, wenn ich in der Küche den Klicker und die Leckerli raushole. „Tür zu“ ist unser neues Kommando, welches wir mit dem Üben eines einfachen „Post-It“ Bodentarget begonnen haben.

Damit kein falsches Bild entsteht – Lilly und ich haben IMMER ausgiebige Kuschel-Rituale vor dem Einschlafen und nach dem Aufwachen haben. Sie ist nie auf komplettem Liebesentzug oder wird von mir ignoriert, aber ich denke, ich möchte ihr einfach mehr geben und der Alltag ist mir da immer mal wieder im Weg.

Wie geht es Euch mit dem Thema Quality Time?

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3 Comments

  • Reply
    Isabella
    23. März 2017 at 2:06 pm

    Ich kann Deine Gedankengänge zwar gut nachvollziehen … muss aber gestehen, auch bei uns ist es oft nicht anders (nur habe ich dabei kein schlechtes Gewissen). Ich habe im Lauf der Jahre gelernt, dass unsere Hunde ein insgesamt höheres Ruhe- und Schlafbedürfnis haben als wir. Ihre wache Zeit verbringe ich gerne mit Ihnen, manchmal aber auch nur neben Ihnen.
    Allerdings sind unsere Spaziergänge immer reine Hundezeit. Das Telefon ist nur für Notfälle dabei und die Konzentration ist bei den Hunden – spielen, Leckerchen suchen, kleine Tricks gehören dazu. Genau wie einfach nebeneinander zu laufen und die Hunde schnuppern und buddeln zu lassen. Diese Zeiten am Tag lassen wir uns nicht nehmen.

    Auch daheim gibt es Phasen der intensiveren Beschäftigung – aber nicht immer. Die Hunde begleiten uns sehr oft, dürfen aber auch gerne mal einen halben Tag ungestört auf dem Sofa verschlafen, wenn wir shoppen gehen. Sitze ich im Homeoffice, dann liegen die Beiden irgendwo vor, neben oder hinter mir und schnarchen selig – in dieser Zeit wollen sie auch nicht beschäftigt oder gekuschelt werden 😉 Und ich habe nicht das Gefühl, dass den Hunden dabei etwas fehlt. Sie sind eben Familienmitglieder und keine VIP-Gäste, denen ich ständig etwas bringen und sie beschäftigen muss.

    Liebe Grüße,
    Isabella mit Damon und Cara

  • Reply
    Nicole
    23. März 2017 at 11:18 pm

    Hallo Anna-Lena,

    mir geht es da so wie Isabella. Ich hatte anfangs auch immer ein schlechtes Gewissen.
    MIttlerweile leben wir Qualität statt Quantität. Klar, es muss eine Auslastung stattfinden, aber in einem gesunden Ausmaß. Ich denke, dass es viel wichtiger ist, das Zusammensein bewusst zu leben, als einfach ein Programm abzuspulen.
    Und wie Isabella schon erwähnte… das liebe Ruhebedürfnis 🙂

    Ich gebe Dir aber Recht… bewusste Aufmerksamkeit, die man dem Hund zugesteht, bekommt man auch ebenso zurück 🙂
    Gar nicht so einfach, dass sich alles die Waage hält…

    Liebe Grüße,
    Nicole mit Oskar, Jack & Mira

  • Reply
    Loki der Labrador
    24. März 2017 at 12:04 am

    Ich glaube, was du beschreibst kennt (fast) jeder Hundebesitzer. Gerade bei sehr stressigen Tage habe ich Loki gegenüber auch ein schlechtes Gewissen. Aber dann bemühe ich mich um einen Ausgleich, gerade am Wochenende oder nach Feierabend. Oder mal zwischendrin mal nen spannendes Suchspiel ?

    Vg Loki u. Frauchen Katarina

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