Unsere Story

Unsere Story [Teil 3/10]: Zusammenleben

Als ich an jenem Sonntag morgen im November 2014 zu meiner Mum kam, war diese genauso glücklich wie ich. Nur wussten wir beide nicht so genau wie das mit dem Zusammenleben funktioniert. Meine Mum hatte ja 24 Stunden vorher noch nicht mal daran gedacht einen Hund aufzunehmen und ich war erst vier Monate alt und hatte einfach keine Ahnung. Darum hat sie an den darauf folgenden Tagen erstmal ganz viel im Internet nach gelesen und mit Freunden gesprochen die auch einen Hund haben. Ich kann nicht lesen und wusste nur was ich bis dahin gelernt hatte, darum war es rückblickend ganz gut, dass meine Mum sich so viel informiert hat. Eins der ersten Dinge, die sie veränderte, war mein Fressen. Dafür bin ich ihr heute noch sehr dankbar. Statt diesem staubtrocknenden Bröckchen, hat sie mir frisches Fleisch mit Gemüse und Obst gemacht. Das bereitet sie heute noch selbst ganz frisch zu und ich liebe es ihr dabei zuzusehen, denn ich weiss, dass alles ganz arg lecker ist was sie macht. Wenn ich dabei lange genug in der Küche liege und warte, gibt sie mir auch immer ein kleine Stückchen ab zum probieren.

Weil meine Mum damals gar nicht geplant hatte das ich zu ihr komme, ich hatte ja schon erzählt, dass das eine sehr spontane Aktion war, hatte sie auch gar nichts für mich besorgen können. Ich hatte z.B. keine eigene Decke und darum war sie so lieb und gab mir ihre kleine Kaschmirdecke. Die Decke habe ich von Anfang geliebt und ich habe sie auch heute noch. Sie liegt mittlerweile auf meinem Teil vom Sofa und kommt immer mit, wenn wir irgendwo übernachten.

Und dann war da die Sache mit dem Pinkeln und Häufchen machen. Ich sag Euch, das war lange ein ganz großes Missverständnis zwischen uns. Ich dachte, ich mach alles richtig wenn ich wie im Pet Shop in mein Bettchen mache und auf den Boden drum rum, aber als das Bett dann weg war und nach dem sie mit mir Tag und Nacht alle zwei Stunden runter zum Baum mit dem Rosmarin drum rum ging und dort ewig wartet bis ich gemacht habe, hab ich es irgendwann kapiert. Nicht gleich muss ich zugeben, ich war am Anfang einfach nicht so konzentriert, denn das war so spannend alles da draussen, dass mir immer erst oben in der Wohnung wieder einfiel was ich hätte tun sollen. Hab ich dann sofort nachgeholt, aber irgendwie war sie damit nicht so glücklich. Ich glaube sie ist fast verzweifelt mit mir. Aber ich hab ja eine schlaue Mum und sie hat mich ausgetrickst. Ihr müsst Euch mal vorstellen, wie raffiniert sie ist. Sie hat sich einfach immer aufgeschrieben wann ich esse und trinke und den genauen Zeitraum danach wenn ich gepinkelt und mein Häufchen gemacht habe. Sie wusste irgendwann also ganz genau Bescheid und wir waren auf einmal immer genau dann draussen, wenn ich musste. Sie hat mir natürlich auch ein paar Zeichen gegeben wie das hier eigentlich laufen sollte, indem sie nicht nur alle Teppiche wegräumte, sondern auch den Weichspüler in das Wischwasser für den Boden tat. Da hab ich es dann kapiert, denn ich will ja nicht auf etwas machen, das nach meiner Mum riecht.

Bevor ich das aber kapiert habe, hatte meine Mum sich überlegt, dass sie mich Nachts in eine Box legt, damit ich nicht ins Bett mache. Ich konnte nämlich schon drei Tage nach meinem Einzug alleine ins Bett springen! Sie hatte keine richtige Box, darum hat sie sich von Freunden eine Flugbox ausgeliehen. Das fand ich gar nicht so witzig und hab das durch herzzerreißendes Weinen zum Ausdruck gebracht. Ich dachte immer, wenn ich lange genug Theater mache, komm ich da schon wieder raus. Das wäre fast daneben gegangen, denn der damalige Freund meiner Mum, der mit uns zusammen wohnte, fand das gar nicht lustig. Ich weiss dass er mich sehr lieb hatte, aber keine Ahnung warum, war er nach ein paar Tagen etwas übermüdet und hat zu meiner Mum gesagt das ich wieder gehen müsste. Die beiden haben sich dann ganz laut angeschrieben und irgendwann hat meine Mum mich und die Box ins Wohnzimmer gepackt und gesagt “Wenn Lilly geht, geh ich auch”. Wir haben dann zusammen im Wohnzimmer geschlafen und ich bin sehr dankbar, das meine Mum sich damals durchgesetzt hat und ich bleiben durfte. Das war einer der Momente, seit dem wir uns noch mehr lieb haben als vorher.

Am Anfang wollte ich auch gar nicht alleine bleiben. Meine Mum hat mich auch wochenlang nicht alleine gelassen, aber ich fand es schon schrecklich wenn sie mal in einen andern Raum ging oder sogar mal eine Tür hinter sich zumachte. Ich hatte einfach so sehr Angst, dass sie mich verlässt. Irgendwann bin ich dann entspannter geworden und heute weiss ich ganz genau, dass meine Mum immer wieder zurück kommt. Wenn eins sicher ist, dann das. Niemals würde sie mich alleine lassen. Ich gebe zu, das Wissen nutze ich manchmal aus, wenn ich zum Beispiel ein neues Mäuseloch gefunden habe. Sie tut dann manchmal so als würde sie weglaufen oder versteckt sich, aber hey, ich weiss sie geht niemals ganz, also bin ich ganz entspannt und buddel erstmal fertig.

Ich weiss auch noch genau, wie sie mit mir das erste Mal rausgegangen ist. Sicher könnt ihr verstehen wie ich mich erschreckt habe, als ich das erste Mal auf einer Wiese stand. Das Grass hat sich ganz komisch angefühlt unter meinen Pfoten. Ich hab mich so erschreckt und dass ich sofort auf den Arm meiner Mum gesprungen bin. Auch die Bäume, die sich im Wind bewegt haben, kamen mir am Anfang ganz schön bedrohlich vor. Aber meine Mum hatte viel Geduld mit mir und hat mir Zeit gegeben mich an all die neuen Dinge da draußen zu gewöhnen. Ich gebe zu, ich war ein ganz schöner Angsthase. Ich hatte praktisch vor allem Angst. War ja alles neu für mich. Erst bin ich immer sofort auf den Arm meiner Mum gesprungen wenn ich Angst hatte, aber irgendwann dachte ich mir, das muss ich doch auch alleine schaffen und seit dem belle ich einfach alles an was mir Angst macht. Das hilft ein wenig und wenn meine Mum dann das umarmt vor dem ich Angst habe, ein Auto z.B. vertrau ich ihr und ich beruhige mich wieder. Woher soll ich denn wissen was gefährlich ist und was nicht. Aber meine Mum weiss das, das hab ich schnell gelernt und verlass ich mich heute noch drauf.

 

Ja, meine Mum hatte ich von Anfang an wirklich zum fressen gerne. Darum bin ich immer an ihr hochgehüpft und hab ihr in den Po und in die Arme gebissen. Das war total witzig. Sie fand das aber nicht ganz so witzig wie ich, darum kam dann recht schnell meine erste Hundetrainerin Eirini in mein Leben. Da war ich fünf Monate alt.


Weiter zum 4. Teil 

 

 

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4 Comments

  • Reply
    Loki der Labrador
    10. September 2017 at 12:57 pm

    Was für eine süße story. Bei dem mann hätte ich es wohl ähnlich gemacht. Toller tipp übrigens mit dem weichspüler!

  • Reply
    Fini
    13. September 2017 at 8:41 am

    Einfach herrlich. Ihr zwei seid echt ein Dream-Team.
    Das mit dem Weichspüler ist ein guter Tipp. Den hätte ich damals bei Kira gern gewusst. Aber naja, für die Zukunft dann.;)
    Ich freu mich schon auf den nächsten Teil.
    Liebe Grüße
    Fini

  • Reply
    Sabine Schmidt
    13. September 2017 at 5:38 pm

    Wie süüsss….toll, das ihr euch gefunden habt…

    LG

    Sabine und Maya

  • Reply
    Unsere Story [Teil 2/10]: Unser Kennenlernen | Der Hundeblog für Hundeliebhaber
    11. Juni 2019 at 2:12 pm

    […] Weiter zum 3. Teil […]

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