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Zwei Wochen mit Gasthund Amy – was wir daraus gelernt haben

In den vergangenen zwei Wochen, hatten wir einen Gasthund bei uns, Amy. Amy ist wie Lilly eine Golden Retriever Hündin, aber erst ein Jahr alt. Sie war schon häufiger bei uns zu Besuch, aber noch nie zwei Wochen am Stück. Ihre Eltern sind in den Flitterwochen und haben uns die kleine Maus anvertraut.

Zwei Wochen mit zwei Hunden, war für uns ein spannender Versuch, da wir bereits länger über einen zweiten Hund nachdenken. Hier ein kleines Fazit, ein paar Dinge die ich aus Lilly´s „Teeniezeit“ schon wieder vergessen hatte und eine wichtige Erkenntnis:

Ein Junghund in der Pubertät hat es schon in sich!

Und ich hatte es wirklich schon wieder total vergessen, dass auch Lilly in dem Alter wirklich voller Energie steckte, so wuselig wie ein Flummi war und kaum zur Ruhe kam. Kommandos die eigentlich schon wirklich gut funktioniert hatten, klappen auf ein mal gar nicht mehr. Der Rückruf ist völlig Stimmungsabhängig und wirklich alles andere, das sich bewegt oder auch nicht, ist spannender für den Hund. Selbst das Essen bekommt nicht immer die volle Aufmerksamkeit und so wird auch der Napf nicht immer ganz leer gefuttert. Das Leben ist für junge Hunde ein großes Abenteuer und einfach so aufregend!

Durch Amy´s Energie, wurde mir erst wirklich bewusst, wie entspannt meine Große doch schon ist. Sie schläft mit uns aus, weckt uns nicht mehr in aller früh und auch ihre Bewegungen sind für mich berechenbar geworden. Bei Amy weiß ich nicht, ob sie nun als nächstes einen Haken schlägt, nach oben hüpft, nach vorne läuft oder einen Purzelbaum macht. Wenn ich Lilly die Autotüre öffne, muss ich die Türe nicht mehr mit meinen Körper versperren, denn Lilly bleibt nun einfach sitzen und wartet auf mein OK. Das war wirklich nicht immer so, ist aber eine Veränderung, die man selbst kaum wahrnimmt. Die kleine Amy dagegen springt, wie Lilly früher, einfach los und aus dem Auto.

Junge Hunde mit so viel Temperament, sind wie energiegeladene Flummies, es dauert bis man die Kontrolle darüber hat, wohin sie als nächstes springen. Mit Amy kam in den vergangen zwei Wochen eine Menge Leben ins Haus, woran wir eine Menge Freude hatten.

Die dumme Idee auf die der eine Hund nicht kommt, fällt ganz sicher dem anderen ein! 

Zwei Hunde sind immer auch zwei verschiedene Charaktere, und während ich genau weiß was ich nicht liegen lassen darf weil Lilly es sich sonst schnappt (z.B. Papiertüten oder Kartonagen) hat uns Amy mit ganz anderen Dingen überrascht. Ihre Spezialität sind Schuhe und Socken. Das haben wir schnell gelernt, aber in den ersten Tagen war da immer diese Unsicherheit, was man noch wegräumen sollten, damit es nicht ins Maul der Hunde gerät. Denn wenn ein Hund etwas hat, wird es ja auch für den anderen spannend und um eine Socke lässt sich ganz prima raufen!

Die beiden alleine zu lassen, habe ich in der ersten Woche wirklich so gut wie möglich vermieden. Wir wussten sie würden sich gegenseitig nichts tun, aber wir waren uns nie ganz sicher ob sie zu zweit nicht doch auf noch dümmere Ideen kommen als alleine schon. Lilly klaut nie etwas von der Küchenplatte, aber trotzdem war es mir wohler wenn die Küchentür zublieb während ich weg war.

Mittlerweile wissen wir, dass die beiden ganz wunderbar auch alleine bleiben können und das Gefühl, das viele Hundehalter beschreiben die zwei Hunde haben, dass man zwei Hunde einfacher alleine lässt als einen, hat sich auch bei uns eingeschlichen. Das ist ein positiver Effekt wenn man zwei Hunde hat, aber gleichzeitig ist es auch so, dass man zwei Hunde eher nicht zum Essen ins Restaurant oder zu Freunden mitnimmt. Das ist einfach zu viel Action. Mit einem Hund ist das viel einfacher. Vor allem wenn man alleine auf zwei Hunde aufpasst, ist es wirklich sportlich, in einem Kaffee zu sitzen. Ich hab Lilly gerne immer und überall dabei, ein zweiter Hund würde das für mich schwieriger, wenn nicht unmöglich machen.

Während Patrick gerne mal einen Hund schon als Welpe aufwachsen sehen würde, liegt meine größte Motivation für einen Zweithund darin, dass ich Lilly einen Spielkameraden wünsche. Aber in den letzten zwei Wochen habe ich gelernt, dass das gar nicht unbedingt in Lilly´s Interesse liegt. Lilly liebt Amy, sie ist der einzige Hund, mit dem Lilly ihr Spielzeug teilt und die beiden spielen wirklich schön zusammen. Aber umso länger Amy bei uns war, umso deutlicher wurde, dass Lilly sich immer wieder zurück zog um dem Trouble auszuweichen. Gleichzeitig suchte sie immer stärker meine Nähe zum kuscheln. Natürlich bekam Amy einen großen Teil unserer Aufmerksamkeit und Lilly stand nicht mehr wie sonst voll im Mittelpunkt, aber mehr als die fehlende Aufmerksamkeit wurde mir Lilly´s Bedürfnis nach Ruhe bewusst. „Schatz, wir haben einen Einzelhund“, sagte ich erst gestern zu Patrick und wir beide haben gelernt, dass wir Lilly mit einem zweiten Hund nicht die Freude machen würden, wie wir es gedacht hatten.

Mir wurde wieder klar, wie sehr der Hund in den ersten zwei Jahren doch im Mittelpunkt steht, das Leben dominiert und es hier und da mehr beeinflusst als man zugeben möchte. Mir wurde nochmal bewusst wieviel Energie man gerade zu Beginn in die Hunde-Erziehung stecken muss und ich weiß wirklich zu schätzen, wie entspannt und vernünftig meine Maus mit ihren drei Jahren nun schon ist.

Patrick hat in den letzten zwei Wochen sicherlich gelernt, das ein Welpe Action bedeutet. Wirklich Action und das Leben eine Weile Fremdbestimmt abläuft.

Was mich aber selbst am allermeisten erstaunt hat, ist wie sehr Lilly auf meine Körpersprache reagiert. Mir war gar nicht klar, wie oft wir uns wortlos verstehen, wie oft ich nur kleine Gesten mache und Lilly darauf reagiert und auch Worte die ich sage, komplett ohne Geste, die Lilly versteht und darauf reagiert. Deutlich wurde mit das erst, als Amy einfach nicht darauf reagierte und von mir ganz andere Anweisungen benötigte. Natürlich, woher sollte sie meine Körpersprache und was ich ihr damit sagen will auch kennen? Hier mussten wir uns erst aufeinander einspielen. Ich fand es jedoch wirklich erstaunlich zu erkennen, wie oft Lilly und ich völlig ohne Worte kommunizieren.

Gleichzeitig hat es uns auch hier und da an Kommunikation gefehlt, da ich beim Spaziergehen jedem Hund nur die halbe Aufmerksamkeit schenken konnte und Lilly nutzte das jedes Mal auch sofort aus und rannte zurück zum letzten Mauseloch. Das mit den Mäuselöchern und Lilly wird bei uns langsam aber sicher wirklich zum Problem..

Leinen-Spaghetti

Als uns Amy dann mit ihrer ersten Läufigkeit überrascht, hatte ich keine Wahl mehr, als die Hunde beim Spaziergehen an der langen Leine zu haben. Ich fand ja schon immer, dass man selbst für nur eine lange Leine eine Weile trainieren muss bis das „Leinen-Hüpfen“ und „Leinen Ausweichen“ ohne Verletzungen funktioniert. Zwei langen Leinen kann man kaum oft genug üben, das gibt immer wildes Leinen-Spaghetti und liegt für mich deutlich (und voller Respekt) im Bereich „Fortgeschrittener Hundehalter“.

Viel Neues, viele Erinnerungen, Erkenntnisse, eine Menge Lachen und vor allem wirklich schöne Momente hat Amy uns in den letzten zwei Wochen geschenkt. Wir haben die kleine Maus so lieb und freuen uns schon sehr auf ihren nächsten Besuch!

Habt ihr ähnliche oder ganz andere Erfahrungen mit einem zweiten Hund gemacht?

Wir freuen uns sehr, Eure Erlebnisse in den Kommentaren zu lesen!

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3 Comments

  • Reply
    Isabella
    13. November 2017 at 11:18 am

    Jetzt musste ich doch immer mal wieder herzhaft schmunzeln 🙂 Wir sind ja schon einige Jahre immer „zwei-Hunde-Haber“ … da schleicht sich schon relativ viel Routine ein (bei uns sind es ja schon 20 Jahre). Daher ist für uns weder der Restaurantbesuch noch das Leinenwirrwarr ein Problem. Was ich allerdings auch unterstreichen kann, zwei Hunde sind deutlich kreativer als einer alleine 🙂
    Die Sache mit dem Welpen ist gerade im Moment bei uns ja wieder aktuell – und ich muss gestehen, es ist höllisch anstrengend. Neben Stubenreinheit, dem Antrainieren der Beißhemmung und vielem anderen sind die Nächte relativ kurz und die Tage lang 🙂 Da lernt man die Bequemlichkeit doppelt schätzen, die man dann hat, wenn der Hund mal „fertig“ ist 😉

    Liebe Grüße,
    Isabella mit Cara und Shadow

  • Reply
    Julia
    18. November 2017 at 9:43 pm

    Ich kann das alles gerade so gut nachvollziehen. Bei uns ist letzte Woche der Pflegehund nach zwei Monaten wieder ausgezogen. 9 Monate alt (als sie ankam) und noch recht unerzogen. Und dann hat sie uns auch noch mit der ersten Läufigkeit überrascht. Wir hatten schon öfter 4beinige Gäste, aber bisher höchstens für eine Woche und die waren bisher zufälligerweise alle älter als unser Rüde und auch ruhiger. Mit dem Junghund ist mir jetzt auch erst aufgefallen wie ruhig Odin inzwischen geworden ist und wie reibungslos unsere Kommunikation funktioniert. An zwei lange Leinen hab ich mich aber nicht ran getraut 😉 da lief Odin dann trotzdem frei herum.
    Aber bei uns zieht trotzdem im Februar ein Welpe ein. Wobei ich mich schon gefragt habe, ob ich mir das nochmal antun will. Und dadurch das Odin so souverän mit der Läufigkeit umgegangen ist, habe ich jetzt auch keine Bedenken mehr, weil ich diesmal gerne eine Hündin hätte. Und Odin blüht auch immer auf, wenn er einen zweiten Hund an seiner Seite hat. Bei der Kleinen hat er sogar ein bisschen bei der Erziehung mitgeholfen 🙂
    Liebe Grüße,
    Julia und Odin

  • Reply
    Angela
    26. September 2019 at 6:18 pm

    Irgendwie schreibst du das, was wir gerade erleben.Nur mit dem Unterschied, dass wir uns für unseren Zweithund, obwohl sie völlig durchgeknallt und quirlig ist, entschieden haben. Georgia, unsere Ersthündin ist die Ruhe selbst und sie liest inzwischen auch jede meiner körperlichen Regungen. Bei ihr bedarf es keinerlei Kommandos mehr, sie weiß einfach, was zu tun ist. Es war höchst angenehm mit ihr allein. Jetzt wo Gina, unsere Zweithündin, dazu gekommen ist, ist unser geruhsames Leben komplett auf den Kopf gestellt. Das Biest hört auf nichts und dann wieder ist sie völlig kompatibel. Das kostet viel Kraft… wir fangen irgendwie wieder von vorne an. Aber wir sind ebenso zuversichtlich, dass es mit beiden klappen wird. Am Anfang hat Georgia mal überhaupt nicht akzeptiert, dass die quirlige Gina in ihr Reich dringt. Zwei Wochen neutraler Boden in der Hundepension und zig Ermahnungen (nur bei Gina) später, klappt es scheinbar mit beiden. Georgia kommt ein ganzes Stück aus sich heraus und albert mit herum. Aber sie lässt Gina auch herumtoben, zieht sich im geeigneten Moment zurück, um danach (nachdem sich diese wilde Dame ausgetobt hat) wieder dazu zu kommen. Ich habe Georgia, bevor Gina dazu gekommen ist, das Linksgehen beigebracht. Inzwischen und Gottlob beherrscht sie das auf Kommando. Gina bringe ich gerade bei, überwiegend rechts von mir zu gehen. So entsteht auch kein Spagettidurcheinander.Gina ist noch an der kurze Leine und Georgia läuft brav an der langen Leine. Ich habe extra einen Laufgurt, wo beide dran sind. So habe ich immer die Hände für die Korrektur frei. Da beide Jägerinnen sind, bringt es eh nichts, die beiden von der Leine zu lassen. Das haben sie schon reichlich in unserem Garten unter Beweis gestellt. Beide (da ist Gemeinsamkeit ganz groß geschrieben 😂) jagen da mitunter hinter alles her und wenn es nur das herabfallende Blatt ist. 😂 Die würde richtig Unsinn machen, wenn sie könnten. Allein lassen wir sie immer wieder einmal, das klappt ganz gut. Ich traue nur Gina noch nicht ganz über den Weg. Daher bleiben die meisten Türen für sie vorerst verschlossen. Wenn Gina abends mit auf’s Sofa darf (präpariert mit zig Hundedecken), dann ist erst einmal Tumult angesagt. Die dreht sich wie ne Wilde tausend mal um ihre eigene Achse, quetscht den Kopf zwischen meine Arme und springt unruhig umher. Währenddessen liegt Georgia schon entspannt neben mir. Wir schauen uns dann beide immer an und warten einfach geduldig ab, bis die Bekloppte sich ausgetobt hat. Und wenn das dann ist, dannnnn, ja dann kehrt endlich Ruhe ein. 😉

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