dies & das

Unsere Routinen & Rituale im Hundealltag

Ein wunderschöner Podcast von Pawsitive Life Coaching hat kürzlich meine Aufmerksamkeit auf das Thema Rituale und Routinen mit Hund gelenkt und so wurde ich achtsamer im Alltag mit Lilly und habe unsere eigenen Routinen und Rituale entdeckt. Entdeckt, weil sie mir gar nicht so bewusst waren. Ich war und bin erstaunt, wie viele Rituale und Routinen Lilly und ich fest in unseren Alltag integriert haben, ganz unbewusst. Mit diesem Artikel möchte ich euch einen Einblick in unsere Routinen und Rituale geben, aber auch Dich als Hundebesitzer zu mehr Achtsamkeit anregen, denn es ist eine so schöne Erkenntnis über die Bindung mit Deinem Hund und erstaunlich in wie vielen Situationen eine so klare Kommunikation herrscht, ohne dass es vieler oder überhaupt einem Wort bedarf. Mir hat dieses kleine bisschen mehr Achtsamkeit gezeigt, wie sehr Lilly und ich uns im Alltag vertrauen und verstehen, ohne das wir nur eine dieser Situationen trainiert hätten. Ich bin gespannt, in welchen Situationen ihr euch und euren Hund wiederentdeckt, und ob ihr vielleicht noch ganz andere Rituale und Routinen habt!

 

Guten Morgen!

Lilly schläft nur selten bei uns im Bett. Nicht weil sie nicht dürfte, sie will es einfach nicht und schläft in ihrem Hundebett im Schlafzimmer, auf dem Boden neben dem Bett oder auf dem Sofa. Sie wechselt ihren Platz in der Nacht, aber der Morgen beginnt bei uns immer gleich. Wo auch immer Lilly die Nacht verbracht hat, sobald sie aufwachen oder nur kleinste Anzeichen geben, dass wir bald aufwachen, kommt Lilly schwanzwedelnd zu uns ans Bett, meistens mit einem Spielzeug im Maul. Das „getrappel“ auf der Treppe nach oben zaubert uns jeden Morgen ein Lächeln ins Gesicht! Während Ihre Rute ganz aufgeregt gegen die Wand neben dem Bett schlägt, legt sie ihr Köpfchen auf das Bett und wartet auf unser Ok ins Bett zu hüpfen. Wenn es noch sehr früh ist, schicken wir sie noch mal auf ihren Platz, aber wenn der Wecker einmal geklingelt hat, darf sie zu uns. Sie springt dann neben mich ins Bett und rollt sich neben meinen Beinen ein. Da schläft sie dann weiter. An Wochentagen nur ein paar Minuten bis wir aufstehen, an Wochenenden auch noch mehrere Stunden bis wir aufstehen. Kurz bevor wir aufstehen wird noch gekuschelt und es ist wirklich schwer einen Tag mit schlechter Laune zu beginnen, wenn die Maus uns zeigt, wie glücklich sie über den neuen Tag und die Tatsache ist, dass wir alle noch da sind.

Es gibt eine Ausnahme, in der dieses Ritual nicht stattfindet. Wenn wir vor 7 Uhr aufstehen und Lilly noch im Tiefschlaf auf dem Sofa liegt. Lilly steht nicht gerne früh auf. Tun wir das, ignoriert sie den üblichen Ablauf und bleibt einfach liegen.

 

Ab ins Bad

Wenn wir morgens ins Bad gehen, bleibt Lilly gerne noch ein paar Minuten im Bett liegen, aber spätestens, wenn ich aus der Dusche komme, liegt sie im Bad auf der Fußmatte. Wenn es dann eng in unserem kleinen Bad wird, legt sie sich in den Flur vor das Bad.

 

Ab in den Garten und die Küche

Wer von uns zuerst nach unten in die Küche geht, lässt Lilly kurz in den Garten. Sie folgt uns ohne Worte nach unten. Sie weiß was kommt und kennt den Ablauf. Wenn sie sich dann dort erleichtert hat, legt sie sich in den Flur und wartet bis wir mit ihr rausgehen. Im Moment macht das Patrick meistens, damit ich früh im Büro sein kann und die Story für Lill’s Store aufnehmen kann. Ich mach das nur ungern, wenn andere mit im Büro sind. Bevor ich ins Büro gehen, bereite ich Lill’s Futter vor. Patrick gibt es ihr dann nach der Morgenrunde.

 

Ab in die Dusche

Lilly weiß genau, wann sie nach einem Spaziergang so dreckig ist, dass sie unter die Dusche muss. Wir haben einen separaten Eingang zum Keller, wo wir auch eine separate Dusche im Waschraum haben. Wenn Lilly nass oder dreckig ist, läuft sie durch den Vorgarten nicht zur Haustür, sondern direkt zum Kellereingang. Als Lilly und ich noch in Athen gelebt haben, haben wir uns eine Dusche geteilt und sie ist ohne Worte durch die Wohnung ins Bad und hat sich in die Dusche gesetzt. In wenigen Ausnahmen, ist sich Lilly nicht bewusst, wie dreckig ist, dann reicht aber das Kommando „Dusche“ und sie versteht sofort wo sie hinmuss. Lilly setzt sich dann in die Dusche und erneut, ohne ein Kommando oder Worte, bleibt sie dort geduldig sitzen bis ich Leine, Tasche, Jacke verstaut habe und zu ihr komme um sie abzuduschen.

Auch in der Dusche selbst, haben wir einen festen Ablauf. Ich dusche erst eine Seite von ihr ab und auf das Kommando „umdrehen“ weiß sie genau was zu tun ist. Die andere Seite ist dran. Das haben wir nie geübt, aber ich habe es wohl so oft gesagt, dass sie genau weiß was ich von ihr möchte.

Solange sie in der Dusche ist, schüttelt sie sich auch nicht. Erst wenn ich ihr das ok zum Rauskommen gebe und mit Handtuch und Hundebademantel bewaffnet bereit bin.

Als ich auf diesen Ablauf einmal genau achtete, war ich beeindruckt wie selbstverständlich all das passiert. Noch mal bewusster wurde mir das ganze Spektakel, als Amy bei uns war und ich so viele Kommandos und Kommunikation brauchte, weil sie unseren Ablauf, unsere Routine nicht kannte.

 

Im Büro

Ich habe bis vergangenen November immer von Zuhause gearbeitet, darum ist das Arbeiten im Büro für Lilly und ich mich noch ganz neu. Lilly ist jeden Tag dabei. Lilly hat eine Hundebox im Büro, da wir direkt an der Straße sind und ich sie in Sicherheit wissen muss, wenn DHL die Pakete abholt oder jemand hineinkommt. Die Tür ist immer abgeschlossen, damit es niemals auch nur die kleinste Chance gibt, das Lilly (oder Amy, die ja auch oft mit im Büro ist) auf die Straße laufen könnten, wenn jemand die Tür von außen öffnet.

Sobald jemand an der Glastür klopft, geht es für Lilly und Amy in die Box. Dort gibt es dann ein Leckerli als Ablenkung und Belohnung. Wo Lilly zu Beginn immer noch aufgeregt war, dass ein Fremder Mensch den Raum betritt, liegt der Fokus nun ganz auf der Belohnung. Ein Ritual das wichtig für ihre Sicherheit ist und das wirklich gut funktioniert.

Von Anfang an, war es mir wichtig, dass das Büro ein Ort für Lilly ist, an dem sie entspannt. Wir müssen arbeiten und es gibt dort keine Action. Da Lilly gerne „bewacht“ war der Eingangsbereich an der Tür von Anfang an tabu für sie. Sie sollte gar nicht erst auf die Idee kommen, dass sie im Büro einen Aufpasser Job hat. Sie hat im Büro gar keinen Job, außer zu entspannen. Bevor wir ins Büro gehen, gehen wir mit Lilly eine große Runde, sie ist also ausgelastet und kann einfach nur entspannen. Das tut sie mittlerweile so gut, dass ich mindestens einmal am Tag in die Runde frage „Wo ist Lilly“? Meistens liegt sie dann in ihrer Box oder unter dem Schreibtisch. Tiefenentspannt.

Diese Entspanntheit hält bis zum frühen Nachmittag an. Dann muss Lilly noch mal raus und bekommt danach einen Kau-Snack. Da sie das weiß, macht sie deutlich auf sich aufmerksam und stupst mit ihrem Kopf von unten gegen meinen Arm. Keine Chance mehr für mich, dass ich noch weiter „tippen“ könnte, denn Lilly hat ganz schön Kraft und dagegen zu halten ist unmöglich. Ich bin froh, dass Lilly so klar mit mir kommuniziert, denn wenn ich einmal in meine Arbeit vertieft bin, vergesse ich die Zeit und ich bin darum froh, dass Lilly ganz deutlich kommuniziert, wenn sie etwas braucht.

Nach ihrem Nachmittags-Snack ist Lilly zufrieden und entspannt weiter. Bis es Zeit wird nach Hause zu gehen und das ist meistens früher, als ich ohne Hund gehen würde. Aber immer genau zum richtigen Zeitpunkt. Ohne Lilly würde ich sonst wohl bis spät in die Nacht arbeiten.  Ein Teil unserer täglichen Routine, besteht also auch darin, dass Lilly für meine gesunde Work-Life-Balance sorgt. Aktiv, fordernd und das zu Recht!

Es gibt aber auch ein Ritual, das ich nicht so sehr mag, welches aber wirklich schwierig ist abzutrainieren. Um ein Ritual zu ändern, braucht es viel Arbeit und Konsequenz. Vor allem bei einem Hund wie Lilly, die ganz genau weiß wann sie wie weit gehen kann.

Ich spreche von beruflichen Telefonaten. Die Betonung liegt auf beruflich, denn Lilly weiß ganz genau wann ich privat telefoniere und wann beruflich. Immer wenn ich ein berufliches Telefonat führe, welche die Dauer von 10 Minuten überschreiten, stellt sich Lilly neben mich und fängt an zu bellen. Nicht einfach so, sondern weil sie weiß, dass ich sie mit Leckerli „ruhig Stelle“. An diesem Ritual bin ich selbst schuld und ich weiß auch noch ganz genau wie es begann. Wir lebten noch in Athen, und es begann, als ich einen Kunden auf Bali hatte. Aufgrund der verschiedenen Zeitzonen, hatte ich oft Skype-Calls, die sehr früh am Morgen stattfanden. Nicht immer war es mir möglich vorher schon mit Lilly eine Runde zu drehen. Völlig zurecht wurde sie also auffällig und forderte ihre Gassi-Runde. Wenn Lilly fordert beginnt das damit, dass sie mich mit ihrer Pfote anstupst. Die zweite Stufe ist bellen. Mitten in einem beruflichen Call kann ich ihr aber kein verbales Signal geben, also begann ich irgendwann, Leckerli in den Raum zu werfen, um sie abzulenken. Ich tat das nicht mehr als zwei Mal, bis Lilly das ganz verstanden hatte. „Frauchen ist am Telefon! Cool, jetzt gibt es wieder Leckerli!“ Es ist erstaunlich, wie genau sie weiß wann ein Telefonat beruflich ist und wann privat. Erinnert ihr euch an den Podcast zum Thema „Nachhaltigkeit im Hundealltag“, den ich kürzlich mit Kiki und Lisa von Pawsitive Life Coaching aufgenommen habe? Wir haben den Podcast über Skype aufgenommen und ich wusste schon vorher, dass Lilly dabei eine Herausforderung werden würde. Also bin ich mit ihr vorher noch eine Extra-Runde gelaufen und habe ihr kurz vor Beginn einen Kausnack gegeben. Haltbarkeit bei Lilly ca. 20 Minuten. Ich hatte die Hoffnung, sie würde sich damit zufriedengeben. Das tat sie auch, für ca. weitere 20 Minuten. Dann viel ihr aber das Ritual wieder ein und wer aufpasst, hört Lilly im Hintergrund irgendwann bellen und dann ein Geräusch von einem Glasdeckel. Das war das Leckerliglas auf meinem Schreibtisch, das ich öffnete und dann für weitere 20 Minuten Leckerli in den Raum warf um sie „ruhig zu stellen“. Ein blödes Ritual, das ich aber wirklich nur schwer auflösen kann, da sich die Situation nicht „faken“ lässt. Lilly weis einfach ganz genau wann ein Gespräch „wichtig“ ist und wann nicht. Schlaues Mädchen.

 

Abschieds Ritual

Lilly ist sehr selten alleine, aber immer super entspannt, wenn sie es ist. Manchmal habe ich sogar das Gefühl sie genießt die Ruhe. Den eigenen Hund alleine zu lassen, ist irgendwie immer doof, ganz egal wie entspannt er ist. Schon als Lilly noch ein Welpe war, versuchte ich ihr durch ein gesungenes „I love youuu“ deutlich zu machen, dass ich nun zwar gehen, aber wiederkomme. Ob sie das versteht? Ich glaube ja. Ich bin mir sogar sehr sicher, denn Hunde sind so viel schlauer, als wir denken und ihnen zutrauen. Das „Telefon-Ritual“ ist Beweis dafür, oder?

 

Das „alles ok“ Ritual

Als Lilly mit vier Monaten zu mir kam, nicht von einem Züchter, war sie nicht sozialisiert und hatte vor allem Angst. Wirklich vor allem. Sie kannte kein Gras, sie erschrak sich vor einem Baum der sich im Wind bewegte, Autos, Fahrräder und Kinderwägen waren ihr unheimlich… Wenn Lilly Angst vor etwas hat, das ist noch heute so, bellt sie es an. Intuitiv begann ich damals diese Dinge anzufassen und zu umarmen. Dann kam Lilly langsam näher, schnupperte daran und vertraute mir, dass es alles ok ist. So entstand das „alles ok“ Ritual. Wenn Lilly vor etwas Angst hat, umarme ich es und sie ist dann ok damit. Ich kann euch gar nicht sagen, was ich schon alles umarmet habe. Einkaufswägen, einen Wassertank, Autos, einen Stapel Brennholz… ich bin sehr glücklich, dass Lilly mir so sehr vertraut und ich ihr durch unser Ritual die Angst nehmen kann. Es gibt wenig Ausnahmen wie Heißluftballons zum Beispiel, aber das ist meine Schuld, ich habe einfach noch nicht rausgefunden, wie ich die Dinger am Himmel umarmen kann! J

 

Unser „Wir sind zuhause“ Ritual

Wenn ihr unsere Story gelesen habt, wisst ihr, dass Lilly und ich zu Beginn unserer „Beziehung“ sehr oft umgezogen sind. Fast monatlich. Immer wieder habe ich Lilly in eine neue Umgebung gebracht und es war nicht nur für sie schwer zu verstehen wo Zuhause ist. Darum habe ich von Beginn an ein Ritual eingeführt, dass ihr zeigen sollte ob wir nun nur kurz zu Besuch sind, oder mal wieder in einem neuen Zuhause. Mittlerweile sind wir ja schon seit über 2 Jahren nicht mehr umgezogen (Rekord!) aber wir sind immer mal wieder mit Lilly im Hotel. Wo auch immer wir sind und übernachten, ist das Erste das ich tue, das Auslegen von Lill`s Decke. Ihre Decke ist eine Kaschmirdecke, das Einzige, das ich hatte, als Lilly mit vier Monaten an einem Sonntagmorgen sehr spontan bei mir einzog. Zum Glück ist Wolle ein so tolles Material, das Gerüche nicht annimmt und eine Art selbstreinigende Eigenschaft hat. So ist die Decke auch nach nun über 4 Jahren immer noch im Einsatz und ein Kommunikationsmittel, dass ich in jeder neuen Umgebung nutze.

 

Das 21:20 Uhr Ritual

Abends sitzen Patrick und ich nach dem Essen meistens in der Küche. Eigentlich immer. Wir haben keinen TV Anschluss und liegen abends nur selten auf dem Sofa. Lilly liegt dann entweder auf ihrem Lammfell unter dem Küchentisch oder zieht sich ins Wohnzimmer auf das Sofa zurück. Aber jeden Abend um fast genau 21.20 Uhr steht sie auf und beginnt mit der Pfote am Küchenschrank zu kratzen. Fordernd. Zeit für den abendlichen Snack. Als wollte sie sagen, „Hey Leute, ich habe noch mal ein kleines Hüngerchen!“ Den Snack bekommt sie dann auch. 1-3 Leckerli und dann ist sie wieder zufrieden und legt sich wieder hin. Es ist witzig, weil wir ohne auf die Uhr zu schauen, genau wissen wie spät es ist.

 

Ab ins Bett

Wenn wir dann ins Bett nach oben gehen, kommt Lilly nicht gleich mit. Sie bleibt liegen oder am Treppenabsatz stehen und schaut mich einfach nur an. Denn sie weiß, jetzt gibt es noch mal was. Das Ritual ist entstanden, als Lilly mal nicht mit nach oben wollte. Ich habe sie aber gerne bei uns, und habe deshlab begonnen sie mit Leckerli zu locken. Natürlich hat sie auch das sofort verstanden und nun bewegt sie keine Pfote mehr auf die Treppe, wenn ich kein Leckerli in der Hand habe, dass sie dann oben in ihrem Bettchen bekommt.

 


Ich bin sicher, es gibt noch mehr Routinen und Rituale, die mir trotz meiner verstärkten Achtsamkeit, gar nicht so sehr bewusst sind. Aber das sind doch schon wirklich viele. Zwischen uns läuft so viel Kommunikation ab, ohne es dafür Training oder Worte bedarf.

Oft wird man als Hundehalter gefragt „was kann Dein Hund denn alles?“ und dann antworten wir oft mit einer Auflistung an Kommandos wie „Sitz“, „Platz“ oder „Pfote“. Aber wirklich entscheidend sind doch nicht die antrainierten Tricks und Kommandos, sondern dass wir eine echte Bindung und klare Kommunikation mit unserem Hund im Alltag haben!

Ich bin stolz auf die Bindung, die ich mit Lilly habe und auf das Vertrauen, dass sie mir schenkt. Nicht immer sitzen alle Kommandos perfekt, aber was immer perfekt ist, ist unsere Beziehung. Das ist doch viel mehr Wert, oder?

 

Welche Rituale und Routinen habt ihr mit eurem Hund?

Habt ihr schon einmal ganz bewusst darauf geachtet? Ich würde mich sehr freuen, eure Rituale und Routinen in den Kommentaren zu lesen!

 

Eure Lena

 

 

 

You Might Also Like...

No Comments

    Leave a Reply