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Arthrose beim Hund: Verstehen, Vorbeugen und Behandeln

Wer meinen Blog schon länger liest (Hand hoch, wer das schon seit 2015 tut!) weiß, dass ich immer nur dann über Themen schreibe, wenn sie mich und Lilly selbst betreffen. Wenn wir Erfahrungen zum Thema sammeln konnten, mussten oder durften und euch unsere Erkenntnisse und Recherchen weitergeben möchten. Wenn hier im Titel also Arthrose bei Hunden steht, ist schnell klar: Lilly hat Arthrose. 

Lilly (Golden Retriever) wurde im August 9 Jahre alt und begann kurze Zeit später Symptome zu zeigen, die auf Schmerzen hinwiesen.

Wenn Lilly, nach längerem Liegen aufstand, humpelte sie, wirkte steif und knickte bei den ersten Schritten ein. Beim Spaziergang bemerkten wir ein leichtes Humpeln. Sie lief nicht langsamer, oder zögerlich, aber ihr Gang war nicht rund. Alles deutliche Hinweise auf Schmerzen oder Unbehagen. Ob die Ursache muskulär oder gelenksbezogen war, konnten wir nicht feststellen und suchten darum einen Tierarzt auf.

Eine Diagnose mittels Röntgenbildern ergab, dass Lilly nicht nur leichte Arthrose in ihren Vorderbeinen (Ellbogen und Pfoten) hat, sondern auch gebrochene Sesambeinchen. Erstaunlich dabei war, dass Lilly rechts humpelte, aber die Arthrose links viel stärker ausgeprägt ist. Nachfolgend möchte ich euch einen Leitfaden rund um das Thema Arthrose geben, was das genau ist, wie man Vorbeugen kann, wie behandeln und was wir nun tun damit Lillys Arthrose nicht schlimmer wird. Ich wünsche mir, dass ich mit dem Artikel nicht nur Hundebesitzer: innen erreiche, deren Hunde bereits Symptome zeigen, sondern auch die welche noch Zeit haben Vorsorge zu betreiben. Ein Punkt, um den ich mich nicht so sehr gekümmert habe und den ich nun ehrlicherweise bereue und mir Vorwürfe machen.

Was ist Arthrose?

Arthrose ist eine degenerative Gelenkerkrankung, die bei Hunden häufig vorkommt. Sie entsteht, wenn der Knorpel, der die Gelenke polstert, sich abnutzt. Dies kann zu Schmerzen, Steifheit und eingeschränkter Beweglichkeit führen. Heilen kann man Arthrose nicht.

Es handelt sich um eine chronische Erkrankung, die die Gelenke betrifft und an der meistens ältere Hunde erkranken. Sie kann aber auch jüngere Hunde betreffen, insbesondere wenn sie Verletzungen (wie beispielsweise einen Kreuzbandriss) hatten oder bestimmten Rassen angehören.

Stellt euch vor, die Gelenke eures Hundes sind wie kleine Maschinen, die aus verschiedenen Teilen zusammengesetzt sind – vor allem aus Knorpel und Gelenkflüssigkeit. Der Knorpel wirkt wie ein Stoßdämpfer, der die Knochen schützt und dafür sorgt, dass sie reibungslos aneinander vorbeigleiten können. Die Gelenkflüssigkeit hilft, die Bewegung noch weiter zu erleichtern.

Bei Arthrose verschleißt dieser Knorpel allmählich. Stellt es euch wie das abgenutzte Polster eines alten Sessels vor – es bietet nicht mehr die gleiche Unterstützung und Bequemlichkeit. Wenn der Knorpel schwindet, reiben die Knochen stärker aneinander, was zu Schmerzen, Steifigkeit und einer eingeschränkten Beweglichkeit führt. Manchmal entwickeln sich sogar knöcherne Zubildungen, die dann „wie Sand im Getriebe“ zusätzlich reiben.

Die Erkrankung entwickelt sich schleichend. Anfangs mag euer Hund nur eine leichte Steifheit zeigen, besonders nach dem Aufstehen oder nach längeren Ruhephasen. Mit der Zeit können diese Symptome jedoch deutlicher werden. Ihr könntet bemerken, dass euer Hund weniger spielt, Schwierigkeiten beim Treppensteigen hat oder nach Spaziergängen humpelt.

Welche Hunde sind häufiger von Arthrose betroffen?

Arthrose bei Hunden kann grundsätzlich alle Rassen und Altersgruppen betreffen, aber bestimmte Faktoren erhöhen das Risiko für die Entwicklung dieser Erkrankung:

  • Größere Hunderassen:
    Größere Hunderassen wie Labrador Retriever, Deutsche Schäferhunde, Golden Retriever und Rottweiler neigen eher zu Arthrose. Dies liegt zum Teil an ihrem größeren Gewicht, das mehr Druck auf die Gelenke ausübt.
  • Übergewichtige Hunde:
    Übergewicht belastet die Gelenke zusätzlich, was das Risiko für Arthrose erhöht. Dies gilt für Hunde aller Rassen und Größen.
  • Alternde Hunde:
    Wie beim Menschen verschleißen auch bei Hunden die Gelenke mit zunehmendem Alter, was das Risiko für Arthrose erhöht. Ältere Hunde zeigen daher häufiger Symptome von Gelenkerkrankungen.
  • Genetische Veranlagung:
    Einige Rassen haben aufgrund ihrer genetischen Veranlagung ein höheres Risiko für Gelenkprobleme, die zu Arthrose führen können. Zum Beispiel sind Hüftdysplasie und Ellbogendysplasie bei bestimmten Rassen häufiger, was zu Arthrose führen kann.
  • Aktive und arbeitende Hunde:
    Hunde, die regelmäßig intensiven körperlichen Aktivitäten ausgesetzt sind, wie Arbeitshunde oder Sporthunde, können ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung von Arthrose haben, da ihre Gelenke stärker beansprucht werden.
  • Hunde mit früheren Gelenkverletzungen:
    Hunde, die in der Vergangenheit Gelenkverletzungen erlitten haben, sind anfälliger für die Entwicklung von Arthrose in den betroffenen Gelenken.

Vorsorgemaßnahmen durch Bewegung und Nahrungsergänzung

Bewegung

Regelmäßige, sanfte Bewegung ist entscheidend. Sie hilft, die Muskeln zu stärken und die Gelenke beweglich zu halten. Es ist wichtig, Überanstrengung zu vermeiden, aber auch Inaktivität ist nicht hilfreich. Schwimmen ist wie bei Menschen auch ein guter Sport um die Muskulatur um die Gelenke zu stärken und diese ohne Belastung zu stärken.  Laufen auf weichen Untergründen schont die Gelenke, während harter Asphalt die Gelenke beim Laufen stärker belastet. 

Lange gemütliche Spaziergänge auf weichem Boden stärken die Muskulatur und schonen die Gelenke. Kurze schnelle Runden auf Asphalt, vielleicht neben dem Rad, sind weniger förderlich. Treppen rauf stärkt die Muskulatur, Treppen runter immer nur langsam um die Stoßkraft auf die Gelenke zu reduzieren. 

Die Vorsorge beginnt hier im Welpenalter. Umso schonender Du Deinen Hund bewegst und umso fitter er ist, umso gesunder sind die Gelenke. Lilly hatte so gesehen mit ihren ersten zwei Lebensjahren in Griechenland am Strand einen guten Start. Warme Temperaturen, laufen im weichen Sand und viel schwimmen im Wasser. Perfekt. Ich gebe zu, als ich sie hab so leiden und humpeln sehen, hatte ich den Gedanken „wir müssen zurück ans Meer!“. 

Nahrungsergänzungsmittel

Nahrungsergänzungsmittel können bei Hunden mit Arthrose unterstützend wirken, um die Gelenkgesundheit zu fördern und Entzündungen zu minimieren. Sie können im akuten Zustand unterstützend wirken, aber auch vorbeugend eingesetzt werden. 

Hier sind einige der am häufigsten empfohlenen Nahrungsergänzungsmittel bei Arthrose:

  • Glucosamin und Chondroitin:
    Diese zwei Substanzen sind natürliche Bestandteile des Gelenkknorpels. Sie können helfen, Entzündungsreaktionen zu hemmen sowie den Knorpel zu erhalten, teilweise zu regenerieren und weiterem Abbau vorzubeugen.

    Hinweis: Chondroitin wird meistens aus tierischen Quellen gewonnen wie vom Rind oder häufig auch aus Haifischfloßen. Vegane Alternativen für Chondroitin werden aus Algen oder durch Fermentation gewonnen und sind durch Kennzeichnungen wie Phytodroitin™ oder Mytochondro® erkennbar. Glucosamin ist ein Aminozucker, der meist aus Schalentieren extrahiert wird. Diese können undeklariert aus Beifang von umweltschädlichem Schleppnetzfang stammen. Veganes Glucosamin wird durch Fermentation mit Pilzen oder Bakterien gewonnen.
  • Omega-3-Fettsäuren:
    Insbesondere EPA (Eicosapentaensäure) und DHA (Docosahexaensäure), welche entzündungshemmende Eigenschaften haben und nach diversen Studien sogar zur Unterstützung bei Arthrose beitragen können (z.B. Roush et al., 2010). Omega-Fettsäuren werden in der Regel aus Fischöl gewonnen werden, wobei auch hier meist nicht deklariert wird, ob dieses aus umweltschädlicher Aquakultur oder Schleppnetzfang stammt. Für vegane Omega-Fettsäuren kann man auf Hanföl und Leinöl (α-Linolensäure) oder Algenöl (EPA) zurückgreifen.

    Hinweis: Auch Fische enthalten Omega-3-Fettsäuren durch die zuvor aufgenommenen Algen. Die Wahl von Algen als Omega-3-Quelle ist somit der direktere und umweltfreundlichere Weg.
  • MSM (Methylsulfonylmethan):
    MSM ist eine natürliche organische Schwefelverbindung, die bei der Bildung von Kollagen, Proteinen und Aminosäuren und anderen wichtigen Verbindungen im Körper hilft und somit auch für den Aufbau von Knorpel Gelenkschmiere, Bändern und Sehen essenziell ist. Darüber hinaus gilt MSM auch als entzündungshemmend und antioxidativ.
  • Grünlippmuschelextrakt:
    Dieser Extrakt wird aus einer Muschelart gewonnen, die nur in Neuseeland vorkommt und enthält eine einzigartige Kombination von Omega-3-Fettsäuren, Chondroitin und anderen nützlichen Nährstoffen. Zur sicheren Anwendung von tierischen Bestandteilen in (Ergänzungs-)futter ist jedoch die Unschädlichmachung von Keimen, Bakterien vorgeschrieben, die z.T. durch starke Erhitzung erzielt wird. Solltest du dich für Grünlippmuschel entscheiden, erfrage, ob und wie lange das Produkt erhitzt wurde, da die nützlichen Inhaltsstoffe so verloren gehen können.
  • Kurkuma:
    Dieses Gewürz enthält Curcumin, einen Stoff mit starken antioxidativen und entzündungshemmenden Eigenschaften. Diese wurden in verschiedenen Studien untersucht und belegt ([Oliveira et al., 2015], [Sgorlon et al., 2016], [Colitti et al., 2012]).Studien dazu, wie sich der Stoff klinisch auf das Krankheitsbild auswirkt, stehen jedoch noch aus.
  • Antioxidantien:
    Diese Stoffe sollen die oxidativen Prozesse von freien Radikalen hemmen, die beim Alterungsprozess und vielen Erkrankungen beteiligt sind. Bekannte Antioxidantien sind z. B. Vitamin E, Vitamin C und Selen, die so helfen können, oxidative Schäden in den Gelenken zu reduzieren.
  • Hyaluronsäure:
    Sie ist ein weiterer Bestandteil der Gelenkflüssigkeit und kann helfen, die Schmierung der Gelenke zu verbessern. Spanische Wissenschaftler*innen wiesen 2021 in einer Studie auch bei oraler Gabe von Hyaluronsäure eine signifikante Zunahme des Hyaluronsäurespiegels im Gelenk nach, gleichzeitig verbesserten sich Gangbild und Schmerzempfinden (Aguado CIS, Ramos-Plá JJ et al., 2021).

    Hinweis: Hyaluronsäure kann entweder aus tierischem Gewebe gewonnen oder durch Fermentation hergestellt werden. Als tierisches Gewebe ist Hahnenkamm eine verbreitete Quelle. Bei der veganen Herstellung wird Hyaluron durch Fermentation von Hefe mit Glucose aus Mais hergestellt.

Anwendungszeitraum:

Gelenkgesundheit ist ein Marathon, kein Sprint. Insbesondere bei der oralen Gabe natürlicher Ergänzungsfutter zeigen viele Studien die gewünschten Effekte erst, wenn die Gabe über einen ausreichenden Zeitraum erfolgt. Dieser variiert je nach Substanz zwischen 4-12 Wochen, wobei erste Verbesserungen auch vorher erkennbar sein können. Auch die dauerhafte Gelenkunterstützung mit Ergänzungsfutter ist bei den meisten Substanzen möglich und je nach Genetik und persönlicher Geschichte sinnvoll. Achte hier auf die Empfehlungen des jeweiligen Herstellers und halte im Zweifelsfall Rücksprache mit eurer/m behandelnden Tierärztin/Tierarzt.

Tipp: der vegane Gelenkmix von NOMS+ 
Er enthält: Bierhefe (Saccharomyces cerevisiae), Glucosamin 8,0%, Kurkumawurzel gemahlen 8,0%, Teufelskralle gemahlen 6,0%, Methylsulfonylmethan (MSM), Kohlensaurer Algenkalk, Gerstengras gemahlen 4,0%, Hyaluronsäure 1,0%, Hanföl

Dinge, die man bei Arthrose vermeiden sollte

Nachfolgend einige allgemeine Ratschläge zu Dingen, die man vermeiden sollte, wenn euer Hund Arthrose hat. Diese können ebenfalls vorbeugend berücksichtigt werden.

  • Übergewicht:
    Zu viel Körpergewicht belastet die Gelenke des Hundes und kann die Symptome der Arthrose verschlimmern.
  • Übermäßige Belastung:
    Vermeidet Aktivitäten, die die Gelenke des Hundes stark beanspruchen, wie lange Läufe, Sprünge oder ruckartige Bewegungen.
  • Harte Untergründe:
    Lange Spaziergänge auf harten Oberflächen wie Asphalt können schmerzhaft sein und die Gelenke zusätzlich belasten.
  • Kälte und Feuchtigkeit:
    Diese Wetterbedingungen können Arthroseschmerzen verschlimmern. Es kann hilfreich sein, euren Hund an kühlen, feuchten Tagen warm zu halten.
  • Inkonsequente Routine:
    Hunde mit Arthrose profitieren von einer regelmäßigen Routine, die eine gleichmäßige körperliche Aktivität beinhaltet, um die Gelenke geschmeidig zu halten.
  • Falsche Ernährung:
    Eine unausgewogene Ernährung, die Entzündung fördert (z.B. zu wenig Omega 3 Fettsäure), sollte vermieden werden. Achtet darauf, eurem Hund eine entzündungshemmende Diät zu füttern (Lebensmittel die reich an Omega-3-Fettsäuren sind, z.B. Fette, Öle, Fisch, Allgen…)
  • Mangelnde medizinische Betreuung:
    Arthrose ist eine fortschreitende Erkrankung, die eine regelmäßige tierärztliche Überwachung und Anpassung der Behandlung erfordert.
    Schmerzmittel sind gerade bei akuten Schüben sinnvoll, um ein Schmerzgedächtnis zu vermeiden ein wichtiger Baustein in der Gesamtbehandlung. Die Arthrosetherapie ist wie ein Puzzle, das aus vielen Einzelteilen besteht.

Lillys Weg zur Besserung

Glücklicherweise geht es Lilly nach zwei Wochen mit schmerzstillenden und entzündungshemmenden Medikamenten wieder besser. Obwohl es draußen nun sehr kalt ist, bewegt sie sich wieder fließend und tobt wieder wie ein Welpe durch den Schnee. Mir geht jedes Mal das Herz auf! Um ihre Arthrose mild zu halten, achten wir nun verstärkt auf sanfte Bewegung und die richtige Ernährung. Aktuell liegt die medikamentöse Behandlung bereits zwei Monate hinter uns und sie läuft immer noch rund und ohne Schmerzen.

Da jede Art von Schmerzen immer zu einer Schonhaltung und dann zu Verspannungen führen können, werden wir mit Lilly eine regelmäßige Physiotherapie-Behandlung beginnen. Die Tierärztin kommentierte zu meiner Frage, ob das Sinn machen würde mit der Aussage, dass es lediglich Wellness für den Hund wäre. Mag sein, schaden tut es ihr nicht und ich verwöhn die Maus gerne! 

An dieser Stelle möchte unseren langjährigen Blog-Partner, die AGILA Haustierversicherung hervorheben. Lilly ist dort seit Jahren versichert, und die Übernahme der 600€-Rechnung für ihre letzte Untersuchung und die Röntgenbilder war eine große Erleichterung. Sollte Lilly eine Operation wegen der Sesambeinchen benötigen, wäre auch das abgedeckt. Es reicht, wenn ich mir Sorgen um ihre Gesundheit machen muss, da müssen finanzielle Sorgen nicht dazu kommen. 

Es fällt mir schwer, Lilly altern zu sehen. Jedes Mal, wenn ich von Hunden höre, die über 15 Jahre alt werden, bin ich voller Hoffnung. Lilly ist nun wieder so fit, dass man ihr ihr Alter gar nicht ansieht, aber die Wochen in denen sie sich so steif und mit offensichten Schmerzen bewegte, waren ein echter Stich ins Herz. 




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